„Das müsste doch jemand regeln…“ – Warum der Einstieg in Data Governance oft einfacher ist, als wir glauben

27.07.2025

Kennst du den Moment, wenn du in einem Reporting sitzt – und wieder ist diese eine Spalte leer? Oder ein Wert steht da, der so offensichtlich falsch ist, dass eigentlich klar ist: Hier läuft was schief. Und dann sagt jemand:

 

„Tja, das ist halt so… da müsste sich mal jemand drum kümmern.“

 

Spoiler: Es gibt diesen „jemand“ nicht. Und wenn doch, dann bist du es vielleicht selbst.

 

Kein Zuständigkeitsproblem – ein Verhaltensthema

 

In vielen Organisationen höre ich dasselbe Muster:

 

„Wir haben keine Ressourcen für Data Governance.“ „Dafür sind doch die Führungskräfte zuständig.“

 

Ganz ehrlich: Das klingt oft eher nach Schutzbehauptung als nach echtem Hindernis.

 

Denn: Data Governance beginnt nicht im Strategiepapier. Sie beginnt da, wo Daten entstehen. In den Prozessen. In den Tools. Im Alltag. Bei den Menschen in der Organisation.

Und wenn wir dort wegschauen – weil „das schon immer so war“ oder „ich kann ja nichts dafür“ – dann helfen auch keine Rollenmodelle, keine Frameworks und keine Beraterpräsentation. Die Schwachstellen sind längst bekannt. Das Wissen ist da. Im Unternehmen. In den Köpfen derer, die tagtäglich mit den Daten arbeiten.

 

Zu viel Theorie, zu wenig Alltag

 

Nur denken wir oft, dass es dafür erst einen offiziellen Auftrag braucht – oder dass Data Governance wahnsinnig kompliziert ist.

 

Kein Wunder, wenn man sieht, wie sie manchmal kommuniziert wird: Framework hier, Policy dort, Rollenmodell oben drauf. Mindestens drei neue Tools – und Berater inklusive. Und dann die Erwartung, dass plötzlich alle Daten 100% korrekt sein müssen. Uff.

 

Da verliert man schnell den Überblick – und vor allem den Sinn dahinter.

 

Ich erlebe immer wieder, wie Menschen in einen Dschungel aus Fachbegriffen geschickt werden – ohne das passende Know-how, ohne Kontext – und dann vor dem nächsten „Governance-Tiger“ flüchten. Nie wieder gesehen. Statt Klarheit bleibt nur Verwirrung.Der nächste meidet diesen Dschungel ohne jegliche Erfahrung damit schon alleine aus Selbstschutz.

 

Dabei könnte der Einstieg so viel einfacher sein: Indem wir mit dem anfangen, was wir schon wissen. Und mit dem, was wir täglich tun. Nicht mit einem Glossar. Nicht mit einer Rolle. Sondern mit einem Gespräch.

 

Wie so ein Gespräch aussehen könnte?

 

Ganz einfach. Stell dir vor, du sitzt mit einer Kollegin beim Kaffee oder in einem kurzen Abstimmungs-Call. Du sagst:

 

„Mir ist aufgefallen, dass wir im letzten Report wieder viele fehlende Werte bei [XY] hatten. Ich frage mich, ob das bei dir auch auffällt – und ob du eine Idee hast, woran das liegt.“

 

Kein Vorwurf. Keine Schuldfrage. Nur ein echtes Interesse, gemeinsam besser zu werden.

Vielleicht sagt sie:

 

„Ja, das ist bei uns im Prozess nicht ganz klar geregelt… wir füllen das oft nach Gefühl aus.“ Oder: „Wir haben da eigentlich eine Regel – aber die kennt kaum jemand.“

 

Und plötzlich entsteht etwas, das wertvoller ist als jede Data Policy: gemeinsames Verständnis. Vielleicht reicht schon ein kleiner Reminder im Prozess. Oder eine kurze Rücksprache im Team. Und schon verbessert sich die Datenqualität – ganz ohne großes Projekt.Damit nimmst du jeden Berater seine Low-Hanging Fruits. 😉

 

Denn echte Data Governance lebt von solchen Momenten. Nicht von PowerPoints. Sondern von Gesprächen, die Wirkung zeigen.

 

Klein, aber wirkungsvoll: ein Data-Health-Dashboard

 

Und noch besser wird’s, wenn ihr das, was euch auffällt, auch sichtbar macht.

Denn: Was wir sehen, können wir verstehen – und was wir verstehen, können wir verändern.

Mit Power BI lässt sich in kürzester Zeit ein kleines Data-Health-Dashboard bauen: ein paar DAX-Measures, die Duplikate zählen, fehlende Werte aufzeigen oder falsche Einträge sichtbar machen. Kein Hexenwerk – aber oft ein echter Augenöffner.

 

Auch im Power BI Service lohnt sich der Blick: Welche Dashboards werden überhaupt genutzt? Wo holen sich Mitarbeitende wirklich Informationen – und wo leben Dashboards mehr von Ignoranz als von Relevanz? Auch das ist Data Governance: Unnötige Auswertungen loslassen. Fokus schaffen. Klarheit fördern.

 

Und was hat das mit Datenkultur zu tun?

 

Mehr als man denkt.

Denn eine gesunde Datenkultur entsteht nicht durch Policies – sondern durch Begegnung.

 

Warum nicht einfach mal einen regelmäßigen, lockeren Austausch starten zwischen denen, die sowieso täglich mit Daten arbeiten? Fachbereich, IT, Controlling, Analyse – alle haben Teilwahrheiten. Aber gemeinsam entsteht oft mehr.

 

Solche Gespräche bringen nicht nur neue Perspektiven, sondern auch echte Quick-Wins. Kleine Verbesserungen, die zeigen: Aktiv gestaltete Data Governance hat einen messbaren Effekt. Auf die Qualität. Auf den Aufwand. Und auf den ROI.

 

Mein Impuls für diese Woche:

 

  • Such dir einen Prozess, bei dem du regelmäßig über schlechte Datenqualität stolperst. Und sprich mit einer Person darüber, die diesen Prozess mit dir teilt.
  • Oder: Bau dir ein simples Data-Health-Dashboard. Fang mit den Basics an – fehlende Werte, Duplikate, Nutzung.
  • Oder: Lade Kolleg:innen zu einem informellen „Data Coffee“ ein. Ohne Agenda. Nur mit der Frage: „Was nervt dich gerade an unseren Daten – und was könnten wir besser machen?“

 

Denn echte Data Governance beginnt dort, wo jemand hinschaut. Und zuhört.

 

Und nächste Woche?

Werfen wir einen Blick auf das Zusammenspiel von AI und Dashboards: Wo KI helfen kann – und wo sie gute Fragen ersetzt, aber keine guten Diskussionen oder gar ein gutes Dashboard.